Als Begriff suchen wir „Nachhaltigkeit“ in der Bibel vergeblich und doch ist sie dem Menschen bereits von Anfang an in die Wiege gelegt: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte“ (1. Mose 2,15). So heißt es in einem der biblischen Schöpfungsberichte. Bebauen und bewahren – das ist die Grundbestimmung des Menschen. Und diese Bestimmung wird in der Bibel immer wieder variiert, etwa im Buch des Propheten Jeremia: „Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und esset ihre Früchte“ (Jeremia 29,5). Immer geht es dabei um die Verbindung, ja um eine letzte Einheit von Mensch und Natur. In der Corona-Pandemie haben viele diese Einheit neu entdeckt, ob nun auf langen Spaziergängen und Radtouren durch Wälder und Wiesen oder auch in der Pflege des heimischen Gartens.
Im Hebräischen Urtext der Bibel spiegelt sich die Einheit von Mensch und Natur, oder genauer dem Erdboden, von dem er genommen wird, in einem Wortspiel wieder: der Mensch ist adam von der adamah. Man könnte das etwa so übersetzen: Erdling von der Erde oder auch Ackerer vom Acker. Auch dieses Wortspiel verweist darauf: Der Mensch ist von seinem Ursprung her ein lebendiges und zur Nachhaltigkeit – zum Bauen und Bewahren aufgerufenes Wesen. Und der Ort, an den er gesetzt ist - sein „Garten Eden“ -, ist dabei zugleich der Platz, an dem er nachhaltig leben soll. Dieser Platz beginnt direkt vor der eigenen Haustür. Und dort beginnen dann auch die Fragen nach Artenvielfalt und Biodiversität.
Diese Plätze vor der eigenen Haus- bzw. Kirchentür haben die Veranstaltungen im Blick, mit dem der Kirchenkreis in diesem Jahr die Vortrags- und Gesprächsreihe „Kirche trifft“ fortsetzt. Bei „Kirche trifft …. Nachhaltigkeit“ geht es vom Schottergrau der Steingärten zur Blumenpracht renaturierter Gartenflächen, um den Friedhof als Ort der Ruhe und doch auch Ort des Lebens, um den Beitrag der Bienen zu unserem Ökosystem und um einen Blick auf das, was wir verbrauchen und die Frage, was wir eigentlich zum Leben brauchen. In einem Jahr, in dem wir in vielfacher Weise auf die Grundfragen unseres Lebens zurückgeworfen sind, laden wir Sie sehr herzlich ein, mit uns Spuren und Oasen nachhaltigen Lebens zu entdecken.
Superintendent Andreas Brummer