Jazz I Kirchenmusik und Musik in der Kirche
Konzert im Rahmen des Kultursommers der Region Hannover
Der Saxophonist Uwe Steinmetz und der Organist Daniel Stickan
nehmen uns in ihrem Konzert mit auf eine Reise, die den Spuren ihres gemeinsamen musikalischen Weges folgt.
Zu Beginn dieses musikalischen Weges im Jahre 2009 sagten sie selber:
“In unserer Musik versuchen wir eine neue Ausdrucksform der Kirchenmusik zu schaffen. Die Improvisation – zentrales Element der Musik im Gottesdienst – sehen wir als Verbindung zur Jazztradition und arbeiten daran, situationsabhängig die Musik immer neu zu gestalten, sodass sich die Grenze zwischen Zuhörer und Musikern aufhebt.
Kirchenmusik hat wie der Jazz eine wesentliche Wurzel im Erzeugen eines gemeinschaftsstiftenden Erlebnisses und wir hoffen, dass uns dies auch mit unserer Musik gelingt. Wir wollen nicht einfach nur Jazz in der Kirche spielen, sondern den spirituellen Gestus dieser Musik in eine moderne Ästhetik übertragen und dieser Kunstform einen neuen Raum und ein neues Publikum ermöglichen.”
Auf ihrer neuesten CD „Deeper Standards“ aus dem Jahr 2021, setzen sie sich mit der Sprache und den Liedern ihrer Großeltern auseinander, die auf Plattdeutsch sprachen und sangen. Die Lieder erzählen von dem Leben und den Lebenshoffnungen der Bauern, Schiffer, Handwerker in dieser besonderen Landschaft im Norden zwischen Wald- und Marschland, Moor und offener See. Diese Neuinterpretationen offenbaren eine Schatztruhe zeitloser, authentischer und tiefer Wahrheiten über das alltägliche Leben, die in unserer heutigen, mehr und mehr fragmentarischen und globalisierten Welt von besonderer Bedeutung sind.
Informationen zu den Ausführenden
Daniel Stickan
Ich war von früh auf vom Jazzpiano und der Kirchenorgel gleichermaßen fasziniert. Während meiner Schulzeit erhielt ich im Alter von 15 Jahren eine erste Festanstellung als Organist. Die beiden Klangräume der Kirchenmusik und des Jazz prägen seither meinen musikalischen Lebensweg im Bemühen, diese immer wieder zusammenzuführen. An der Hamburger Musikhochschule konnte ich nach der Überwindung einiger bürokratischer Hürden parallel künstlerisches Orgelspiel bei Pieter van Dijk und Jazzpiano bei Dieter Glawischnig, Vladislav Sendecki, Jürgen Friedrich und Bobo Stenson studieren. Nach meinem Studium unterrichtete ich dort zudem sechs Jahre als Pianist.
Neben dem Studium waren Orgelmeisterkurse bei Wolfgang Zerer, Harald Vogel, Theo Jellema und Hans-Ola Ericsson besonders prägend für die Entwicklung meines eigenen Zugangs zur Kirchenorgel, die sich immer mehr zu meinem Hauptinstrument entwickelte. Das Aufführen des Repertoires für meine Instrumente bildet weiterhin eine wichtige Inspiration. Hier ist mir neben dem Gesamtwerk von J.S. Bach die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts besonders wichtig geworden, während sich in meinen eigenen kompositorischen Arbeiten, neben Kantaten und Messen, auch Bühnenmusiken und Neubearbeitungen von Opern sowie von Schuberts Winterreise, und immer wieder Verbindungen zur Klangsprache des Jazz finden lassen.
Uwe Steinmetz
Ich stamme aus Bremervörde nahe der Nordsee, und die umliegenden Landschaften des Teufelsmoores und des Wattenmeers bildeten erste Inspirationen während der Schulzeit für eigene Kompositionen. Mein erstes Stück für Big Band war der veränderlichen Natur des Wassers gewidmet, viele weitere folgten. Die Inspiration aus der Natur für das Musizieren verfolgte ich in meinem Studium in Berlin, Bern, Madras und Boston weiter, und es führte mich schließlich zum religiös inspirierten Jazz als zentrales künstlerisches Arbeitsfeld, in dem oftmals die Beziehungen des Menschen zur Natur im Mittelpunkt stehen.
Besonders bedeutsam für diese Ausrichtung meiner Musik war dabei das Studium mit George Russell und Benjamin Schwendener, deren musiktheoretische Arbeiten meine eigene kompositorische Sprache entscheidend prägten. Die Orientierung auf religiös inspirierte Musik brachte mich zudem zu vielfältigen musikalischen Begegnungen mit Kirchenmusiker:innen, besonders mit dem musikalisch seelenverwandten Daniel Stickan. Mit ihm kann ich seit 2008 intensiv die Verbindungen von Jazz mit der sakralen christlichen Musiktradition in unseren CD-Produktionen, Konzertreihen und Gottesdienstlicher Musik erforschen.