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Kapelle Devese

Die Kapelle in Devese

Die Kapelle Devese ist eine schlichte Landkapelle, an deren Bau Künstler nicht mitgewirkt haben. Aber gerade diese Tatsache macht ihren Reiz aus. Über den Bau der Kapelle ist nichts bekannt. 1543 wird erstmals eine Kapelle in Devese erwähnt. Und so ist das Jahr 1643 das älteste vorhandene Datum aus ihrer Geschichte. Damals – mitten im 30-jährigen Krieg – wurde die (übrigens auch heute noch im Dienst befindliche) Glocke für die im Krieg zerstörte Kapelle gegossen. Die Inschrift lautet: „die gemeine Defess hat die Glocken zur Ehre Gottes gisen lassen 1643. Ludolf Siefriet me ficit (hat mich gemacht)“.

Ursprünglich gehörte die Kapelle zur Kirchengemeinde in Ronnenberg. Alle kirchlichen Amtshandlungen wurden dort durchgeführt.
Lange Zeit führte die Kapelle als Ruine ein Schattendasein. Erst mit der Einrichtung der Schule am Ende des 17. Jahrhunderts erwachte in Devese neues kirchliches Leben und die Ruine wurde mit einfachen Mitteln wieder aufgebaut.
Erst 1819 erhielt Devese einen eigenen Friedhof, der auch heute noch an derselben Stelle vorhanden ist. Den Schlüssel und damit die Aufsicht über den Friedhof hatte der Dorflehrer. Damit sollten alle „heimlichen Beerdigungen und Unziemlichkeiten“ auf dem Friedhof verhindert werden. Für diese Aufgabe erhielt der Lehrer das Gras, das auf dem Friedhof wuchs.
Zu Anfang kam ein Pastor aus Ronnenberg, um die Begräbnisse durchzuführen. Doch schon bald, vermutlich wegen des langen Weges und der damit verbundenen Kosten, wurde dieses Amt dem Lehrer übertragen. Erst 1911 ging es wieder auf die Ronnenberger Pastoren über. Dafür mussten die Angehörigen der Verstorbenen den Pastor allerdings abholen und zurückfahren oder ihm eine Wegegebühr zahlen.

Die umfangreiche Schäden an der Kapelle waren 1865 der Grund, weshalb der Vollmeier Christoph Hengstmann ein Vermächtnis von 200 Talern stiftete zu „dem über kurz oder lang nothwendig werdenden Umbau der Capelle“. Dieses Legat fiel aber der Inflation zum Opfer und nichts geschah. 1909 beschloss der Kapellenvorstand den Neubau der Kapelle. Doch da man sich mit den zuständigen Baufachleuten aus Hannover, die eine Reparatur für ausreichend hielten, nicht einigen konnte, dauerte es noch weitere 20 Jahre, bis wirklich etwas unternommen wurde. Für 797,90 RM wurde die Kapelle gründlich repariert.

Doch schon 1976 musste befürchtet werden, dass sich der bauliche Zustand der Kapelle so sehr verschlechtert, dass „Einsturzgefahr besteht und das Kapellengebäude bauplizeilich geschlossen werden müsste“. Die notwendigen Renovierungsarbeiten begannen im Frühjahr 1977. Nach umfangreichen Arbeiten konnte die Kapelle am 10. Dezember 1978 (2. Advent), kurz vor der Umgliederung zur Trinitatis-Gemeinde, wieder eingeweiht werden. Heute kommt der bäuerliche Charakter der Kapelle wieder wunderbar zum Vorschein.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1979 wurde die Kapelle Devese von der Ronnenberger in die Hemminger Trinitatis-Kirchengemeinde umgegliedert.

Heutzutage finden am Samstag vor dem 1. Sonntag im Monat, sowie an Feiertagen, Gottesdienste in der Kapelle statt.
Devese besitzt einen eigenen Kapellenvorstand.

Die Kapelle ist ein kleines Schmuckstück. In ihr können rund 50 Personen Gottesdienste, Andachten, Taufen und Hochzeiten feiern. Jeden Tag um 7, 12 und 18 Uhr erklingen die Glocken der Kapelle im Ort.


Herr Hermann Britz und Herr Friedrich A. Kollrodt schreiben über die Kapelle Devese:

„Im alten Ortskern steht die Kapelle gut sichtbar mit ihrem Fachwerk auf hohem Mauersockel aus Bruchsteinquadern, mit ähnlichen Abmessungen wie in den Ortsteilen Hemmingen, Harkenbleck und Arnum.
Über die Gründung der Kapelle ist leider nichts überliefert, da die Unterlagen bei einem Kirchenbrand in Ronnenberg verlorengegangen sind.
Die Kapelle diente wahrscheinlich bereits im 15. Jahrhundert, damals noch kompletter Steinbau, als Flucht - und Schutzgebäude für die Bevölkerung.
Die Zerstörung des Steingebäudes muss im Verlauf der Hildesheimer Stiftsfehde erfolgt sein, als Devese komplett niedergebrannt wurde. Die heutige Kapelle ist wahrscheinlich auf den alten Grundmauern wieder aufgebaut. Das Gotteshaus aus Eichenfachwerk steht auf einem Bruchsteinsockel, der in den Innenraum hineinragt.
Mit der Zeit war das Fachwerk so marode, das es 1979 vollständig, bis auf den Sockel abgetragen wurde. Das Fachwerk wurde komplett erneuert. Der Glockenturm wurde als Dachreiter, auch weiter zur Firstmitte, auf zwei Ständern angeordnet. Die schwere Sandsteinplatte, die vorher als Türschwelle gedient hatte, ist als Altar hergerichtet worden.“

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Kapelle Devese / Foto: Th. Schwarze