SB

"Ist der Segen jetzt auf´m Handy?!"

So fragte aufgebracht eine Konfirmandin nach einem Gottesdienst mit Taufe. Mir fällt es häufig kaum noch auf, allen anderen Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern, die nicht zur Tauffamilie gehören, schon: Diese wie auch viele andere Taufen (dasselbe gilt für Trauungen) in unserer Kirche werden - aus ihrer Perspektive betrachtet - weniger gefeiert als denn gefilmt. Und so gab es nach dem Gottesdienst einige Diskussionen. 

In unserer Gesellschaft ist es längst üblich, dass bei besonderen Anlässen Erinnerungsfotos oder Filmaufnahmen gemacht werden. Auch bei Gottesdiensten und kirchlichen Amtshandlungen wird dieser Wunsch

vielfach geäußert. Ein Gottesdienst möchte uns die besondere Gelegenheit schenken, vor Gott still zu werden, über das eigene Leben nachzudenken und sich vom Heiligen Geist berühren zu lassen. Fotografen und Filmer aber zeigen mit ihrer Tätigkeit an der Kamera, dass sie sich jetzt nicht auf ein solches Geschehen einlassen. Während sie mit Handy oder Kamera beschäftigt sind, können sie weder mitbeten noch mitfeiern noch mitsingen. Sie können sich nur dem widmen, was es zu sehen gibt. 

Gottes Wort aber ist mehr als das, was es gerade zu fotografieren und filmen gibt. Es möchte uns ins Herz treffen. Es lässt sich nicht auf dem Film oder dem Handy festhalten. 

So hat der Kirchenvorstand in seiner letzten Sitzung einstimmig beschlossen, dass das Filmen und / oder Fotografieren während eines Gottesdienstes in unserer Kirche grundsätzlich nicht gestattet ist. Nach einemGottesdienst mit Taufe, einer Trauung, einem Konfirmationsgottesdienst, einer Einschulung usw. besteht gerne die Möglichkeit, mit allen Beteiligten Aufnahmen in der Kirche zu machen. Wir sind davon überzeugt, dass auch Taufeltern und Brautpaare durch diesen Beschluss eine Entlastung erfahren: Die Entlastung davon, zu jeder Minute einer sie persönlich betreffenden Segenshandlung kontrollieren zu müssen, was sich in ihren Gesichtern widerspiegelt. 

Nein, liebe Konfirmandin; du hast völlig recht: Der Taufsegen ist jetzt nicht „auf´m Handy“ - ob die Tauffamilie ihn wahrgenommen oder nur gefilmt hat, das weiß Gott allein.