Mit der Geburt schenkt Gott jedem Menschen ein Stück Garten, für das er oder sie verantwortlich ist. Dieses Gartenstück ist einzigartig. Es zu bebauen, zu entwickeln und zu genießen – das ist unsere Aufgabe: ein begrenzter Raum in einer begrenzten Zeit. In diesem Lebensgarten hat alles seinen Platz: Familie, Schule, Arbeit, Freunde, Freizeit, Hobbys. Ich muss entscheiden, wie ich damit umgehe, was wann dran ist – je nach Kraft und Begabung.
Wichtig ist, dass jedes Gartenstück eine Grenze hat – eine Hecke oder einen Zaun. Sie machen deutlich: Hier beginnt und endet mein Bereich. Für diesen Raum trage ich Verantwortung. Es gibt ein Tor, durch das ich andere hereinlassen oder selbst hinausgehen kann. Doch ich allein entscheide, wer oder was hineinkommt. Für das Nachbargrundstück bin ich nicht zuständig; das hat Gott jemand anderem anvertraut.
Natürlich können wir uns besuchen, einander helfen, gemeinsam feiern. Und doch bleibt klar: Jede und jeder trägt die Verantwortung für das eigene Gartengrundstück, für das persönliche Leben. Das bedeutet: Ich darf nicht einfach in einen anderen Garten marschieren und sagen: „Du machst das falsch." Umgekehrt ist es ebenfalls eine Grenzüberschreitung, wenn jemand sagt: „Du bist doch Christ! Also mach bitte noch dies in meinem Garten."
Natürlich gibt es Situationen, in denen wir Hilfe brauchen. Dann ist es entscheidend, einander zu unterstützen. Paulus bringt es auf den Punkt: „Einer trage des anderen Last" (Galater 6,2). Und: „Ein jeder wird seine Last selbst tragen" (Galater 6,5).