„Und das habt zum Zeichen…“ (Lukasevangelium, Kapitel 2)
Ist zwar nur eine Fuß-OP. Aber deshalb läuft bei mir nicht viel im Moment. Im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Operierte kennen das: wochenlang derselbe Raum, im Bett, im Sessel, je nach Fort - schritt der Genesung. Bis es einem (hoffentlich) wieder besser „geht“.
Die äußere Welt frisch Operierter schwindet also. Andererseits kann sich die innere Welt dafür ab und zu weiten. Entscheidend sind dabei die freundlichen Gesten. Ich nehme sie gerade viel intensiver wahr als sonst.
Es fing schon im Krankenhaus an. Die Schwester kam mit einem Schälchen, in dem eine geschälte und in Stückchen geschnittene Orange lag. Ich war glücklich. Noch nie hat mir eine Orange so gut geschmeckt. Und so ging es dort weiter. Ich hatte zB Magenschmerzen, vertrage aber die üblichen Magentabletten nicht. „Ich habe immer Flohsamen da, wollen Sie die? “, fragte eine andere Schwester. Sowas von lieb.
Toll auch dieses Erlebnis Zuhause: Ich sitze im ewig gleichen Sessel und die Postzustellerin klingelt. Durch 2 Glastüren hindurch sehen wir uns an. Sie zeigt auf das Päckchen und malt ein Fragezeichen in die Luft. Ich schwenke meine Krücke. Sie versteht und legt das Päckchen vor die Tür. Ich nicke und forme mit den Lippen ein Danke. Sie formt mit ihren Lippen ein Gute Besserung und geht. Ich merke, wie ich noch tagelang glücklich vor mich hinlächle, wenn ich daran denke.
Wenn diese Zeichen-Sprache Worte gebrauchen würde, wären es wohl Solche: „Du hast es gerade nicht leicht und deshalb tue ich dir gerne etwas Gutes. Ich fühle mit dir und wenn ich in deiner Lage wäre, würde ich mich auch darüber freuen, wenn Menschen freundlich zu mir sind.“
Es ist die Sprache der Zeichen, nicht nur der Worte, die manchmal sehr glücklich machen kann. Eine Orange, Flohsamen, Hand - und Mundbewegungen und vieles mehr sind die Zeichen, die mir diese etwas andere Adventszeit beschert.
Bald ist Weihnachten. Vielleicht kann ich dann schon ohne Krücken vor die Tür. Hoffentlich bleibe ich trotzdem noch genauso empfänglich für die Sprache der Zeichen.
Pastorin Silke Appelkamp-Kragt, Krankenhausseelsorgerin