Seismograph des Erbarmens

21. April 2025

Andreas Brummer zum Tod von Papst Franziskus

Papst Franziskus 2017 in Kolumbien. Foto: Juan David Tena/Wikipedia

Papst Franziskus ist tot.

Als evangelische Christ*innen denken wir an diesem zweiten Ostertag an unsere römisch-katholischen Glaubensgeschwister. Wir trauern mit ihnen: um einen Mahner zur Menschlichkeit, der immer wieder daran erinnert hat, dass wir nur dort wirklich menschlich sind, wo wir uns durch fremde Not berühren lassen.

Es gibt Sätze von ihm, die hat er mir ins Herz geschrieben: etwa, dass wir als Weltgemeinschaft das Weinen und das Mitleid verlernt haben. Und so schlicht wie wahr ist seine Mahnung, dass ein Krieg alle Völker zerstört, nämlich auch den Sieger.

Für mich war Franziskus so etwas wie ein Seismograph des Erbarmens Gottes. Und ich glaube, er war gerade deshalb in der Lage, die Erbarmungslosigkeiten unserer Zeit so klar zu markieren, weil er selbst aus Gottes Erbarmen lebte und seine Kraft daraus zog bis zuletzt. Dass seine letzten öffentlichen Worte am Ostersonntag, gesprochen mit fast schon verlöschender Stimme, Worte des Segens waren, ist sein ganz besonderes Vermächtnis. Diese Stimme wird allen Christ*innen fehlen – und nicht allein Christ*innen, sondern vielen anderen Menschen weltweit auch. 

 

PS: Auch eindrucksvoll: die Gespräche von Franziskus mit 10 jungen Menschen im Dokumentarfilm „Amen. Ein Gespräch mit dem Papst“, Spanien 2023 (streambar bei disney+).

Superintendent Andreas Brummer
Superintendent Andreas Brummer
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30982 Pattensen